Simons Tourtagebuch06.05.2023 – Alte TSV Turnhalle Kirchheim

Heute geht’s nach Kirchheim. Ich könnte mir vorstellen, dass es die ein oder andere Ortschaft gibt, die Kirchheim heißt. Deswegen kurz der Hinweis, dass es sich um ein Dorf im Unterallgäu, grob zwischen den Weltmetropolen Mindelheim und Krumbach, handelt. Geht da was? Oh ja! Da geht was! Vor einigen Jahren durfte ich dort mit Running Death spielen. Die Erwartung, die wir damals hatten, wurde nicht bestätigt. Stattdessen standen wir vor einer gut gefüllten Turnhalle! Deswegen ist die Vorfreude groß auf dieses Event 😊

Kurz ein paar Eckdaten: Eingeladen wurden wir von Void of Animus. Die Lokalmatadoren dieser Region. Sie feiern heute das Release ihres Albums „The Essence“. Tobi – der Trommler der Gruppe ist ein Macher. Im Vorfeld wurde gut die Werbetrommel gerührt und es ist eine gut organisierte Veranstaltung!

Es geht für uns gegen Mittag los. Bevor wir los düsen, müssen wir noch etwas Tetris spielen, um das ganze Equipment zu verstauen. Martin Nägele ist heute das erste Mal mit dabei, um bei uns die Lichtshow zu machen. Ein hochmotivierter Mann, der bereits die Woche davor viele Abende mit Matze verbracht hat, um sein Equipment zu warten und vor zu programmieren. Besten Dank an dieser Stelle für diesen Einsatz!!!! Echt toll, was für Leute wir um uns haben, die ihre Freizeit opfern um mit uns durch die Gegend zu gurken!

Wir haben einige, riesige und schwere Cases mehr im Hänger unterzubringen. Nach ein paar Versuchen haben wir es dann doch geschafft alles unterzubringen und reiten los. Besonders weit ist es heute nicht. Nach einer knappen Stunde erreichen wir Kirchheim. Dass wir richtig sind, erkennen wir an den ganzen Plakaten, die wir am Straßenrand sehen 😊

Mit dabei sind heute unsere beiden Mischer Christian und Jens. Das war im Voraus mit Tobi abgesprochen und sorgt für einen reibungsloseren Ablauf.

Nachdem sich bei dem ein oder anderen Bericht manche Abläufe ähneln, hol ich mal etwas aus und stell euch die Leute genauer vor. Außerdem haben es die Zwei verdient, mal gebauchpinselt zu werden!

Vorweg: Christian und Jens sind nicht nur irgendwelche Kumpels, die gern mitfahren und Knöpfe drücken. Das sind Männer die viel Erfahrung mitbringen! Eine willkommene Abwechslung ist das nicht, da sie das beide hauptberuflich machen/gemacht haben! Es ist nicht einfach, so etwas gut zu machen. Ob es gut klingt oder nicht, liegt zu einem großen Teil in ihren Händen und sie sind jedes Mal „versteckt“ hinter dem Mischpult und werden dafür nicht bejubelt.

Das zeitliche Engagement ist nicht auf unsere „Ausflüge“ beschränkt. Christian verbringt zum Beispiel viele Stunden bei sich daheim damit, das Mischpult bei besonderen Geschichten wie den Unplugged Shows vor einzustellen. Abgesehen davon kommt es nicht selten vor, dass das Pult bei ihm daheim steht, weil er Ideen hat wie er den Sound optimieren kann. Vor einem Jahr ca. war ich mehrere Stunden lang bei ihm und wir haben den Gitarrensound unter die Lupe genommen. Er hat mir erklärt, wie ich meinen Verstärker richtig einstelle (ich bin ein Equipment-Tölpel was das angeht) und mir durch Presets gezeigt, was alles möglich ist an Klang da rauszuholen. Das hat mir ein ganz neues Feld vor Augen geführt. Seitdem habe ich auf solche Tüfteleien richtig Bock und freue mich jedes Mal, mein nach und nach erweitertes Pedalboard anzuschließen. Ich weiß auch nicht wie viele Stunden er sich schon mit der Frage beschäftigt hat, welche Mikrophone wir uns anschaffen.

Jens macht solche Sachen, dass er in seiner Freizeit anstatt zu Biergarteln, von Ulm nach Obergünzburg tuckert, um sich Details von Christian erklären zu lassen und um sich mit dem Equipment vertraut zu machen (es gibt ganz viele verschiedene Bedienungsoberflächen und nahezu jede ist anders). Anscheinend findet er Freude daran, mit uns bei vielen Minusgraden groß bepackt zu entlegenen Orten zu wandern, um uns aufzunehmen und ein paar Tage später nochmal hinzufahren/laufen um den Hall dieser Location einzufangen.

Die Liste der Dinge, die die Beiden hinter den Kulissen für uns machen, ist definitiv länger. Sie sind auch so bescheiden, so etwas einfach zu tun und bei Gelegenheit, nur wenn es von Bedeutung ist, ihre Ergebnisse mitzuteilen.

Wenn ich Mischer wäre, würde ich es bevorzugen mir n faulen Lenz zu machen oder die Gegend zu erkunden während ausgeladen, aufgebaut, abgebaut und eingeladen wird. Aber Nein, selbst da wird angepackt! Ihr seht, die 2 sind nicht wegzudenken und echte Bandmitglieder!

Ziemlich sicher gibt es bei anderen Gruppen/Locations ähnliche Leute, die versteckt Großes leisten. Wenn ihr mal auf einem Konzert seid, auf dem es richtig rumst und blinkt, steckt das doch mal den Leuten hinter dem Misch- und Lichtpulten! Da geht ein Kompliment nicht an die Falschen!

Einer gehört hier definitiv auch gebauchpinselt. Einer, der versteckt Berge versetzt, eigentlich alles Organisatorische stemmt, für den das Wort Pause ein Fremdwort ist, der auf den ersten Blick „nur“ den Bass spielt. Aber den nehme ich bei einem der nächsten Berichte genauer unter die Lupe, damit es hier mal weiter geht 😊

Weiter im Text: Wir kommen gegen 14 Uhr an und legen los. Die Männer von Void of Animus sind sichtlich schon länger vor Ort, da schon einiges aufgebaut ist. Die packen auch beim Ausladen mit an. Jeder weiß, was er zu tun hat und wir kommen relativ zügig durch. Christian mischt heute alle Bands. Jens ist für den Monitorsound und die Unterstützung bei Auf-und Umbau verantwortlich. Absoluter Luxus heute!

Tobi, der anfangs vorgestellte Trommler des Hauptacts, kommt uns mit Krücken entgegen. Der Arme hat sich ein paar Tage zuvor eine Fußverletzung zugezogen. Hut ab, dass er das als einer der seine Füße am Instrument braucht, durchzieht! Die Muskeln die er für die Basstrommel braucht, seien funktionsfähig erzählt er uns. Geiler Typ 😊

Unter anderem spielen heute auch Red to Grey, was mich besonders freut! Ich kann mich noch gut erinnern, als ich die Band (damals unter anderem mit meinem damaligen Gitarrenlehrer Frank Panè an der Klampfe) das erste Mal mit 16/17 als junger, fanatischer Thrasher im Kaminwerk Memmingen gesehen und bewundert habe. Seitdem habe ich eine kleine Narbe am Haaransatz, weil mich die Absperrung vor der Bühne beim Headbangen gestört hat. Ein paar Jahre später haben wir regelmäßig die Bühne geteilt und ich war kurzzeitig als Aushilfe für sie tätig. Freut mich jedes Mal die Dame und Herren zu treffen! Im Zeitplan liegen wir gut, so haben wir die Möglichkeit zu ratschen und zusammen einen Kaffee zu trinken.

Red to Grey haben den Job als Opener. Es ist heute untypisch warm für anfang Mai und sehr sonnig, weshalb viele Leute erst bei Beginn der lauten Klänge den Entschluss fassen, die Halle zu betreten. Aber nach und nach füllt sich das Publikum! Macht jedes Mal Spaß! Kurze Beschreibung des Sounds: Instrumental ist es überwiegend im schnellen Tempo gespielter, technisch anspruchsvoller Thrash, aber mit 7-saitigen Gitarren, weshalb das Soundgewand für das Genre etwas untypisch, aber spannend ist! Zu erwähnen ist hier auf jeden Fall auch dem Basser „Uidel“ sein Fretless-Bass, auf dem er mehr als nur 0 0 0 0 spielt! Begleitet wird das Ganze von der Sängerin Gabi, die melodiös (aber keine Angst, nicht opernhaft) darüber singt. Definitiv einzigartig und ganz klare Hör- und natürlich Kaufempfehlung!

Jetzt sind Void of Animus an der Reihe! Warum sie als Position so früh im Line-Up spielen, wissen wir nicht genau. Sie sind die Organisatoren und wollen das so. Die relativ frühe Uhrzeit (ca. 21 Uhr) stört aber keinen im Saal! Schon vor dem ersten Ton haben sich ihre Fans vor der Bühne versammelt und warten gespannt auf das Konzert! Das ballert gut los! Der Sound ist modern. Tief gestimmte Gitarren walzen zu groovenden Beats, während sich gegrowlte und melodisch gesungene Parts abwechseln. In ihren Songs tauchen ungewöhnliche Instrumente wie Banjo und Laute auf – eine Herausforderung für Christian diese sanften Klänge durchsetzungsfähig zu mischen. Aber das meistert er! Starker Auftritt! Absolut gelungene Feuertaufe von „The Essence“! Etwas schwer nach solch einem Kracher selbst dran zu sein 😊

Das funktioniert aber besser als gedacht. Die Meute in Kirchheim ist ein sehr dankbares Publikum und wir fallen nicht in das „nach dem eigentlichen Headliner“- Loch! Wir sind zufrieden mit uns und die Leute auch! Christian zaubert einen gewohnt perfekten Wums! Bombe!

Nach uns macht die Band Troth aus Kirchheim den Abschluss. Eine 3-Mann Combo, die einen geradlinigen, Midtempo-lastigen Mix aus Death- und Thrash Metal spielen. Ein toller Konzertabend geht zu Ende!

Während wir einladen bekommen wir mit, wie ein getränketechnisch-gebeutelter Jugendlicher an dem Versuch scheitert ein Taxi für sich und seine Kumpels zu organisieren. Es soll nach Willofs gehen. Ein alternatives Festival in der Nähe vom Matze, bei dem daheim auch immer der Standort vom Bus ist. Wir können zwar aus platztechnischen Gründen nicht alle mitnehmen, aber 2 von Ihnen lassen wir am Heimweg gegen 3 Uhr bei besagtem Festival raus. Ob sich das in diesem Zustand zu dieser Uhrzeit noch rentiert? Es war auf jeden Fall eine witzige Heimreise 😊