Simons Tourtagebuch17.12.2022 - Soundcheck One Festival Waldbronn

Der Tag fängt für uns im eiskalten Bus in der Schweiz an. Jeder aktiviert all seine eingepackten Socken und Pullis um sich etwas aufzuwärmen. Unser Soundmann Miller bibbert besonders stark. Der Gute hat aus Gründen seinen Schlafsack nicht zugebracht und dadurch nur mit Zudecke geschlafen. Die Eingebung von Matze ein chinesisches Restaurant mit Buffet zu besuchen wird von allen für gut befunden. So passieren wir gegen späten Mittag bei Basel die Grenze und kehren direkt in der nächsten Ortschaft ein.
Oh wie war das schön da drin! Jeder wärmt sich auf und die meisten von uns geben alles. Buffet ist immer so eine Sache … anfangs kann es gar nicht genug auf dem Teller sein. Zumindest geht es mir so, dass ich das voll ausnutzen will und reinstopfe was geht. Ich bewundere die Disziplin von Julius der einfach eine normale Portion isst. Vielleicht liegt es daran, dass wir Schwaben (Randinfo: bayerisches Schwaben) ein Buffet als wirtschaftliche Herausforderung sehen und er als gebürtiger Hesse nicht? Sei es drum… uns ist allen warm, wir sind herrlich satt (bzw. vollgefressen) und steuern nun den Weg Richtung Karlsruhe an. Julius fährt und wir anderen machen noch ein Nickerchen. Das tat richtig gut!
Das Soundcheck One ist eine Location in einer kleinen Ortschaft nähe Karlsruhe. In einem riesigen, relativ alten Industriegebäude geht abseits der Straße eine Tür in diesen kultigen Laden! Alte Mauern wie in einer Burg, die räumliche Aufteilung von Bar und Bühne sowie die Gestaltung ist stimmig, sodass man sich direkt wohl fühlt. Zur Deko hängen Becken an der Wand und im Gang sind neben Plakaten auch Berichte aus metallischen Zeitschriften hingekleistert (ich stehe neugierig vor einem Bericht meiner Lieblingsband Rage). Die Gastgeber/Betreiber sind die Männer der Band „Sons of Sound“, die das Soundcheck One Festival heute Abend headlinen werden.

Als wir ankommen spielt bereits „Captain McHeightz“. Dieser steht alleine mit Akkuklampfe und Cajon auf der Bühne und hat einen Matrosenhut auf. Wir bekommen leider nicht so viel davon mit, weil wir noch den Hänger ausladen müssen. Heute dauert das nicht lange, da wir fast alles nutzen, was wir von den Sons of Sound gestellt bekommen.  Im Regelfall haben wir alles selbst dabei und benötigen neben einer Steckdose eigentlich nichts auf der Bühne. Aufgrund von wenig Platz und geringer Umbauzeit machen wir das heute so. Ich persönliche freue mich sehr darauf mal einfach anzustöpseln und Gas zu geben! Nach kurzer Zeit steht alles was wir brauchen im Backstagebereich und so haben wir Zeit uns die nächsten Bands anzuschauen!
Es spielt die Band „Act of Providence“. Schon von den Leuten her eine heiße Truppe! Sänger Mark, der auch den Bass des Headliners (SOS) spielt, sieht mit Lederjacke, Undercut und vollem Bart wie ein echter Bilderbuchmetaller aus. Der Rest der Gruppe sind etwas ältere Herren, die etwas wie Professoren aussehen (wie ich nacher erfahren, sogar zwei welche sind). Ich mag so etwas sau gern! Das ist authentisch und viel besser, als wenn sich alle in eine Verkleidung zwängen. Der Sound ist Rock/Metal mit viel Finesse, wenn nicht manchmal sogar progressiv. Gesanglich ist ungefähr alles zu finden (Hohe geschriene und auch tiefere Melodien, sowie auch Growls) was es im Rock/Metal-Bereich gibt und die Songs sind sehr variabel. Auch die Übergänge in teilweise recht anders klingende Parts sind intelligent gelöst. Handwerklich 1a! Mir hat´s sehr gut gefallen!
Danach spielt die Schweizer Sängerin und Gitarristin Seraina Telli mit Band. Eine dreier Combo die aus zwei Frauen und einem Schlagzeuger besteht. Wir hören Hardrock mit zweistimmig gesungenen Parts, der wirklich sehr gut beim Publikum ankommt!

 

Jetzt sind wir dran. Nach nur kurzem Umbau (die Gastgeber stehen uns sofort zur Seite und es packen alle mit an – das ist toll, vielen Dank!) legen wir los! Es macht mega Spaß und das Publikum ist super! Vom ersten Ton an machen alle mit und es herrscht eine energiegeladene Stimmung im Saal! Wir sehen viele bekannte Gesichter. Echt teils surreal, wie oft manche Leute auch einen weiteren Weg auf sich nehmen um Stepfather Fred zu sehen! Ich habe das Gefühl, dass jeder in der Band heute noch etwas mehr Gas gibt/Energie hat wie sonst. Bei der ruhigen Nummer „Unconditional Love“ bekomme ich echt Gänsehaut während ich Basti singen sehe und höre. Sau starke Leistung heute! Wir dürfen etwas länger spielen als geplant, weil wegen Krankheit heute eine Band weniger spielt. So können wir nach Zurufen auch noch einen Zugabenblock anfügen. Patschnassgeschwitzt verlassen wir sehr zufrieden die Bühne!

Jetzt kommt der Headliner des Abends. Man sieht schon im Publikum sehr viel „SOS“-Merchandise und es wird schön kuschelig im Soundcheck One! Über eine schmale Treppe erreicht man eine Platform, von der man erhöht auf die Bühne schauen kann. Hier gibts ne Sitzbank mit Aschenbecher, mein Platz also (;
„Sons of Sounds“ liefern ab! Das Gitarrenspiel von Wayne ist echt überirrdisch und es macht riesig Spaß, Sänger Roman bei seinen exzentrischen Bewegungen zuzuschauen. Das Zusammenspiel ist echt tight und es rummst ordentlich im Club! Wer die Möglichkeit hat, schaue sich diese Band live an! Mich hat es voll gepackt und überzeugt! Soundmäßig ist die Band schwer zu beschreiben. Ich versuche ein paar Worte zu finden: schon traditionell aber auch speziell, melodiös, raffiniert verspickt. Am besten mal reinhören!

Ein wunderschöner Abend geht zu Ende! Wir ratschen noch etwas mit Gästen und Gastgebern und treten die Heimreise an. Nach einem kurzem Schläfchen im Bus gehts um 5.30 daheim ins Bett.
Nach so einem Abend/Wochenende ist trotz Müdigkeit oft schwer zu schlafen, weil viele Eindrücke/Momente durch den Kopf schießen. Natürlich ist teilweise anstrengend aber echt irre schön und spannend so etwas tun und erleben zu können!